PLA11-25, Reisetagebuch, Ost- und Südgrönland-Entdecker

by Oceanwide Expeditions

Fotogalerie

Logbuch

Tag 1: Longyearbyen, Einschiffung

Longyearbyen, Einschiffung
Datum: 13.08.2025
Position: 78°16.0'N / 015°24.7'E
Wind: N2
Wetter: Nebel
Lufttemperatur: +8

Reisende aus allen Ecken der Welt fanden ihren Weg hierher – manche hatten bereits Nächte in Longyearbyen verbracht und das arktische Flair in sich aufgenommen, andere kamen erst am Morgen mit dem Flugzeug an, die Vorfreude noch frisch in den Augen. Am Nachmittag herrschte geschäftiges Treiben am Kai, als wir uns neben dem markanten blauen Rumpf der Plancius versammelten – jenem Schiff, das uns in den kommenden 20 Tagen nach und um Nordostgrönland tragen würde.

Ab 16 Uhr empfingen uns das Oceanwide-Expeditionsteam und die Crew mit warmem Lächeln und einer ansteckenden Abenteuerlust. Nachdem wir unsere Kabinen entdeckt und das Gepäck verstaut hatten, zog es viele in die Lounge, wo dampfende Tassen Kaffee und Tee einen wohltuenden Moment der Ruhe boten, bevor das erste offizielle Programm begann.

Die obligatorische Sicherheitsübung verwandelte sich rasch von einer bloßen Formalität in ein erstes kleines Abenteuer. Zweiter Offizier Ward führte uns hinaus an Deck, wo wir in der klaren arktischen Luft standen – jeder von uns in eine leuchtend orangefarbene Rettungsweste gehüllt. Vor der Kulisse zerklüfteter Berge und eisiger Gewässer lauschten wir seinen Worten, halb abgelenkt von der Aussicht, halb ehrfürchtig im Bewusstsein, dass dies nur der Anfang war.

Dann kam der Moment des Aufbruchs. Die Leinen wurden losgeworfen, die Motoren erwachten zum Leben, und die Plancius glitt langsam von Longyearbyen hinaus. An den Relingen versammelten sich die Gäste, Kameras in der Hand, und bestaunten still, wie die kleine Siedlung in der Ferne verblasste, während sich die wilde Weite vor uns öffnete.

Bald darauf füllte sich die Lounge mit Stimmengewirr und klirrenden Gläsern. Kapitän Levakov erhob sein Glas, flankiert von unserer Expeditionsleiterin Pippa und ihrem engagierten Team, die uns Tage voller Entdeckungen und Wunder in Aussicht stellten. Beim anschließenden Buffet machten wir Bekanntschaft mit den Talenten des Restaurantteams – und auch miteinander.

Als die lange arktische Dämmerung den Horizont umhüllte, blieben viele noch an Deck, dick eingepackt gegen die Kälte, unfähig, den Blick von der stillen Schönheit des Abends zu lösen. Schließlich zog es einen nach dem anderen in die Kabinen – erfüllt von Müdigkeit und der leisen, prickelnden Gewissheit: Morgen beginnt das wahre Abenteuer.

Tag 2: Tag auf See in Richtung Grönland

Tag auf See in Richtung Grönland
Datum: 14.08.2025
Position: 78°01.3'N / 011°54.3'E
Wind: NE4
Wetter: Bewölkt
Lufttemperatur: +8

Die Überfahrt von Spitzbergen nach Westen zur Ostküste Grönlands ist lang. Deshalb verbrachten wir den heutigen Tag auf See. Wir nutzten die Zeit jedoch sinnvoll und erledigten die obligatorischen Einweisungen. Ohne die Instruktionen, wie man respektvoll mit der Arktis und ihren Bewohnern umgeht, wie man sicher in die Zodiacs ein- und aussteigt und was im Falle einer Eisbärensichtung zu tun ist, dürften wir nicht an Land gehen.

Anschließend wurden wir zu zwei Vorträgen eingeladen. Am Vormittag gab Ursula eine Einführung in die Meeressäugetiere, von denen wir viele auf unserer Reise zu sehen hoffen. Am Nachmittag präsentierte Aitana einen Überblick über das Meereis und versprach weitere Informationen über Gletschereis im weiteren Verlauf der Reise.

Den Rest der Zeit verbrachten wir auf dem Deck oder in der Lounge, genossen die recht ruhige Meereslandschaft, wenn auch unter grauem Himmel, und verfolgten den Flug der verschiedenen Vogelarten, von denen uns Pierre während des abendlichen Recaps einige erklärte. Darüber hinaus gab uns George verschiedene Definitionen der Arktis und erläuterte uns den Anspruch Islands, zu den acht Arktisstaaten zu gehören.

Tag 3: Ankunft im Packeis Nordgrönlands

Ankunft im Packeis Nordgrönlands
Datum: 15.08.2025
Position: 76°26.1'N / 009°40.3'W
Wind: NW4
Wetter: Bewölkt
Lufttemperatur: +2

Die Fahrt durch die Gröndlandsee während der Nacht war ruhig und angenehm. Die leichten Bewegungen der Plancius hielten uns im erholsamen Tiefschlaf. Erst recht da wir nochmals eine Stunde geschenkt bekamen. Da das Schiff in der ruhigen See und der unterstützenden Strömung schneller als gedacht, Richtung Westen fuhren, erreichten wir die Packeisgrenze schon in den frühen Morgenstunden. Welch ein schöner Moment aus dem Bett zu steigen und aus dem Fenster zu schauen. Umso mehr als während des Frühstücks vielfältige und grosse Eisberge draussen an uns vorbeiglitten.

Der Himmel war blau, fast wolkenfrei und die Sonne schien hell. Bald nach dem Frühstück standen alle an Deck, um diese aussergewöhnliche Schönheit in sich aufzunehmen. Das Eis war sehr dicht. Trotzdem bewegte es sich in der leichten Düngung stetig auf und ab. Kapitän Evgeny und die Crew auf der Brücke steuerten die Plancius sorgfältig in das dichte Eis. Der Rumpf schob die weissen Schollen langsam auseinander. Ab und zu traf das Schiff auf ein Stück zu schwer, um es wegzuschieben. Ein eindrückliches Zittern bewegte sich daraufhin durch das gesamte Schiff. Vom Bug bis zum Heck.

Wie so oft folgten uns während des gesamten Tages zahlreiche Eissturmvögel. Oft glitten sie auf Augenhöhe an der Reling vorbei, so dass die Fotograf:innen immer wieder versuchten diese subtil schönen Vögel auf Bild einzufangen. Immer wieder entdeckten wir Raubmöwen und Dickschnabellummen die hier draussen, weit weg von der Küste nach Nahrung suchten. Im Wasser erschienen immer wieder die Köpfe der Seehunde und kleine Gruppen von Sattelrobben schwammen auf dem Rücken liegend durch das kalte Wasser.

Seit den frühen Morgenstunden standen die Crew und die Guides auf der Brücke und an Deck um die weisse Fläche bis zum Horizont abzusuchen. Dahinter lag schon sichtbar die gebirgige Küstenlinie Grönlands. Natürlich warteten alle darauf, dass ein Eisbär gesichtet wurde. Aber als wir selbst begannen mit unseren Felstechern zu suchen merkten wir, wie schwierig und anstrengend dies war. Und wie schwierig auf dem Eis, das flach oder in aufgebrochenen Stücken aufgetürmt vor uns lag, etwas zu entdecken.

Zum Glück war es draussen recht warm. So standen wir staunend und fast meditierend da und genossen jede Sekunde. Welch ein Geschenk. Vor dem Mittagessen brachte uns Andi in einem informativen Vortrag Kalaalit Nunaat, d.h. Grönland, näher.

Nach dem Mittagessen hielten wir zwar immer noch intensive Ausschau, aber die Plancius begann in den Süden zu fahren. Immer noch nah am Eis und trotz sehr guter Sicht liess sich der König der Arktis nicht blicken. Leider. Trotzdem genossen wir weiterhin die Weite des Meereises vor allem auch, als wir zu unserer Überraschung auf Deck 7 zu einer Hot Chocolate mit Rhum und Sahne eingeladen wurden.

Später nahm der Wind zu und es wurde empfindlich kühler. Der Nebel nahm zu und begrenzte die Sicht zeitweise auf weniger als 100 m. Eindrücklich wie schnell sich die Dinge hier ändern können. Zeit also den Kurs zu ändern und Richtung Süden zu fahren.

Später legte uns Pippa den morgigen Tag da und Ursula erzählte viel Spannendes und Überraschendes über das Leben der Sattelrobben. Aitana versuchte uns mit viel Energie in die mathematischen Modelle der Wettervorhersage einzuführen. Woran wir uns sicher erinnern werden: Es ist unglaublich aufwändig und letztlich trotz allem nur ein “best guess”.

Nach dem Abendessen erreichten wir die Südseite der Shannon-Insel. Wir hofften hier nochmals nach Bären Ausschau zu halten. Doch auch hier war der Nebel zu dicht. Nun ja, dachten wir, sei’s drum. Der Tag war unglaublich einzigartig und erinnerungswürdig und er hat uns ein gutes Verständnis der Lebenswelt der Eisbären geboten.

Tag 4: Myggbukta

Myggbukta
Datum: 16.08.2025
Position: 74°18.6'N / 018°04.4'W
Wind: N6
Wetter: Teilweise bewölkt
Lufttemperatur: +1

Alle von uns wachten am Morgen auf, voller Vorfreude darauf, heute zum ersten Mal unseren Fuß auf grönländischen Boden zu setzen. Doch darauf mussten wir noch bis zum Nachmittag warten, da wir uns noch auf dem Weg zur Anlandestelle befanden.

Um jedoch bestens auf die Anlandung vorbereitet zu sein, verteilte das Expeditionsteam Muck Stiefel an alle, damit wir gut ausgerüstet an Land gehen konnten. Nachdem jeder das passende Paar gefunden hatte, war es Zeit, sich mit Sven in der Observation Lounge zu treffen, um einem Vortrag über die Geologie Grönlands zu lauschen.

Anschließend genossen wir die Aussicht von den Decks auf die umliegende Landschaft. Noch vor dem Mittagessen hielt George einen Vortrag über die moderne Geschichte Nordostgrönlands.

Gut gestärkt durch ein leckeres Mittagessen ging es dann endlich los : Wir setzten zum ersten Mal Fuß an Land – bei Myggbukta, was übersetzt „Mückenbucht“ bedeutet.

In Myggbukta befindet sich eine der ältesten und zugleich am besten erhaltenen norwegischen Trapperhütten Nordostgrönlands. Sie wurde 1922 erbaut und im Laufe der Jahre von verschiedenen Personen genutzt.

Nach der Ankunft an Land teilten wir uns in Gruppen für lange, mittlere und kurze Wanderungen auf. Während sich die Langwanderer zielstrebig in die Berge aufmachten, schauten sich die anderen zunächst die Hütte und ihre Umgebung an, bevor sie losgingen.

Beim Wandern durch die Tundra hatten einige das Glück, bis zu vier Schneeeulen zu beobachten, nachdem sie etwas an Höhe gewonnen hatten. Wir konnten diese beeindruckenden Vögel über längere Zeit beobachten und vermuteten, dass es sich um ein brütendes Paar mit zwei Jungvögeln handelte.

Andere hatten bereits bei der ersten Anlandung die Chance, Moschusochsen aus der Nähe zu sehen.

Oben auf dem Plateau, mit Blick auf die glazial geprägte Ebene unter uns, konnten wir die Dimension der Landschaft richtig spüren, durch die wir wanderten.

Mit all diesen Eindrücken ging es zurück zur Anlandestelle und anschließend aufs Schiff.

Nach dem täglichen Recap gingen wir alle hungrig und voller neuer Eindrücke zum wohlverdienten Abendessen, während das Schiff bereits Kurs auf unser nächstes Ziel nahm: Blomsterbugten.

Tag 5: Blomsterbugten & Maria Ø

Blomsterbugten & Maria Ø
Datum: 17.08.2025
Position: 73°25.0'N / 023°46.7'W
Wind: W1
Wetter: Bewölkt
Lufttemperatur: +4

Es war ein ungewöhnlich früher Weckruf für einen Sonntagmorgen, was auf das vor uns liegende volle Programm zurückzuführen war, aber viele waren bereits aufgestanden, um das beeindruckende Teufelsschloss und die farbenfrohen Schichten ähnlicher Felsformationen rund um uns und hoch über uns zu betrachten. Über Nacht hatte das Schiff den Kaiser-Franz-Joseph-Fjord erreicht.

Niedrige Wolken und leichter Nieselregen begrüßten uns in Blomsterbugten („Blumenbucht“). Unbeeindruckt vom Wetter wurden alle, die an Land gingen, vom gemütlichen Spaziergänger bis zum Bergsteiger, mit Sichtungen von Schneehasen, Moschusochsen und für einige auch von Alpenschneehühnern belohnt. Die Moschusochsenkälber betrachteten uns mit einiger Neugier, was zu schönen Fotos und bleibenden Erinnerungen an diese Begegnung führte.

Während unserer malerischen Kreuzfahrt durch den gigantischen Fjord kam die dänische Sirius-Patrouille an Bord, um die Papiere und Verfahren der Plancius zu überprüfen. Hätte das Schiff dafür nicht seine Geschwindigkeit verringert, hätten wir wahrscheinlich nie drei Eisbären – eine Mutter und zwei ältere Jungtiere – gesehen, die am Ufer entlangschwammen, bevor sie an Land gingen und in einem großen Flusstal verschwanden. Das zeigt, dass wir Eisbären jederzeit und überall erwarten können.

Am Nachmittag hatte sich auch das Wetter deutlich verbessert. Unsere Landung auf Maria Ø (Maria-Insel) war sonnig und warm. Die verschiedenen Gruppen zogen schnell ihre Kleidungsschichten aus, während sie sich ihren Weg über die Insel bahnten. Das Sonnenlicht auf den Berghängen präsentierte die vielen verschiedenen Rot- und Gelbtöne, die wir am Morgen verpasst hatten.

Tag 6: Alpefjord & Segelsaellskapet

Alpefjord & Segelsaellskapet
Datum: 18.08.2025
Position: 72°42.2'N / 024°44.7'W
Wind: E1
Wetter: Klar
Lufttemperatur: +6

Der Himmel war klar, als wir in den Alpefjord einfuhren, wo am Morgen eine Zodiactour geplant war.

Obwohl die Sonne schien, wehte ein starker Wind, weshalb allen geraten wurde, eine zusätzliche Kleidungsschicht anzuziehen.

Während wir frühstückten, ließ die Deckcrew nach und nach die Zodiacs zu Wasser. Kurz darauf fuhren die Boote in den Fjord hinaus, in Richtung der Eiswand, die direkt ins Wasser ragte.

Diese wird vom Gully-Gletscher und dem Sefström-Gletscher gebildet, die sich etwas weiter oberhalb vereinen.

Je tiefer wir in den Fjord fuhren, desto beeindruckender wurde die zerklüftete Gletscherfront: Zahlreiche senkrechte Risse und sedimentreiches Eis bildeten ein einzigartiges Muster.

Die umliegenden Berge sorgten für eine dramatische Kulisse, die uns klein erscheinen ließ – insbesondere durch den markanten Mount Pyramid, der 2.293 Meter in den Himmel ragt.

Nach einer windigen, aber atemberaubenden Zodiactour kehrten wir alle zurück an Bord und verließen den Alpefjord in Richtung unseres Nachmittagsziels, dem Segelsällskapetfjord.

Nach dem Mittagessen erreichten wir den Fjord und fuhren entlang des Berges Berzelius Bjærg.

Die 1.500 Meter hohe Felswand, die über dem Wasser sichtbar ist, besteht aus verschiedenfarbigen Schichten von Sedimentgestein – ein atemberaubendes Naturbild.

Schließlich gingen wir an Land und wanderten eine kurze Strecke zu dem Punkt, an dem die geschichteten Gesteine ins Wasser übergehen.

Sie reichen bis zu 600 Meter tief in den Fjord und tauchen – wenn auch weniger spektakulär – auf der gegenüberliegenden Seite wieder auf.

Die mehrfarbig gestreiften Sedimentgesteine aus Tonstein, Kalkstein, Sandstein und Dolomit gehören zur Eleonore-Bay-Supergruppen-Formation, die vor etwa 900 bis 600 Millionen Jahren abgelagert wurde und stellenweise eine Mächtigkeit von bis zu 14 Kilometern erreicht.

Mittlerweile waren wir alle von der einzigartigen und faszinierenden Geologie gefesselt.

Während die Gruppen der Lang- und Mittelwanderer die Umgebung erkundeten, hatten wir reichlich Zeit, diese Gesteinsformationen in Ruhe zu bestaunen.

Vom Aussichtspunkt mit Blick auf das Tal, den See und die umliegenden Berge konnten einige sogar einen einzelnen Moschusochsen entdecken.

Nach unseren wunderschönen Wanderungen kehrten wir zum Strand zurück und wurden zurück an Bord der Plancius gebracht.

Ein wirklich unvergesslicher Tag endete mit einem wunderschönen Abend, während wir Kurs auf Vikingbukta nahmen.

Tag 7: Fleming Fjord

Fleming Fjord
Datum: 19.08.2025
Position: 72°12.2'N / 023°25.9'W
Wind: W3
Wetter: Teilweise bewölkt
Lufttemperatur: +7

Wir erwachten zu einem spektakulären Morgen im Fleming Fjord – mit ruhigem Wetter, klarer Luft und blauem Himmel, der die Landschaft erstrahlen ließ.

Nach dem Frühstück setzten wir an Land über für einen wunderschönen Spaziergang.

Für den Tag standen drei Wanderoptionen zur Auswahl: lang, mittel und kurz – und jede bot etwas Besonderes.

Das Gelände war offen und einladend, übersät mit leuchtenden arktischen Blumen, die in voller Blüte standen.

Die Langwanderer gingen weiter ins Landesinnere, wo sie mit atemberaubenden Ausblicken auf eine Flussschlucht belohnt wurden – ein beeindruckendes Naturdenkmal, über lange Zeit vom Wasser geformt.

Die Wände der Schlucht rahmten die Landschaft wie ein Gemälde ein, und das Licht spielte wunderschön auf den geschichteten Gesteinen.

Die mittleren und kurzen Wanderungen folgten sanfteren Pfaden entlang von Rücken und Moränen.

Sie boten ruhige Ausblicke und die Möglichkeit, die feinen Details der Tundra zu entdecken: winzige Blüten, von Flechten überzogene Steine und den langsamen Rhythmus der Arktis.

Am Nachmittag hoben wir den Anker und setzten unsere Reise nach Norden fort.

Während der Fahrt hielt Pierre einen faszinierenden Vortrag über Eisbären – über ihre Biologie, ihr Verhalten und die Herausforderungen, denen sie sich im Wandel des arktischen Klimas stellen müssen.

Anschließend sprach George über die moderne Geschichte Nordostgrönlands und zeichnete die menschlichen Geschichten nach, die sich in diesem abgelegenen Teil der Welt im letzten Jahrhundert abgespielt haben – von Jagdstationen über wissenschaftliche Expeditionen bis hin zu Gebietsansprüchen.

Ein Tag voller Schönheit, Geschichten und Stille – der Fleming Fjord erinnerte uns daran, wie vielschichtig und lebendig diese Landschaft ist.

Tag 8: Vikingbukta & Scoresby Sund

Vikingbukta & Scoresby Sund
Datum: 20.08.2025
Position: 70°23.3'N / 022°31.7'W
Wind: NE3
Wetter: Klar
Lufttemperatur: +8

Der Tag begann mit strahlendem Sonnenschein über dem Fjord, als uns unsere Expeditionsleiterin Pippa sanft zu einer frühen Zodiacfahrt weckte. Der Scoresby Sund, das größte Fjordsystem der Welt, lag ruhig im klaren arktischen Licht. Bevor wir in das Eis des Bredegletschers einfuhren, fesselte uns ein außergewöhnlicher Anblick an der Küste: die ersten Säulenbasaltformationen. Entstanden durch die langsame Abkühlung und Kontraktion uralter Lavaströme, ragten sie in geometrischen Mustern auf, oft sechseckig, und bildeten surreale Felswände, die wie von einem Bildhauer geschaffen wirkten. Der Kontrast dieser dunklen Vulkansäulen zum glitzernden Eis bereitete uns auf die Wunder vor, die noch folgen sollten.

Von dort aus drangen wir tiefer ins Eis vor. Die Zodiacs schlängelten sich zwischen schimmernden Eisbergen und Feldern von Treibeis hindurch, die leise unter unseren Bootsrümpfen knackten. Es fühlte sich abenteuerlich und ursprünglich an, als würden wir ein gefrorenes Labyrinth durchqueren. Dann kam Pippas Stimme über Funk – sie hatte einen Eisbären entdeckt, der auf der Moräne des Gletschers ruhte. Mit angehaltenem Atem sammelten sich alle Zodiacs, die Motoren verstummten. Der Bär lag in majestätischer Ruhe, sein cremefarbenes Fell leuchtete in der Sonne. Plötzlich erschien ein zweiter Bär, der kraftvoll zwischen den Eisschollen schwamm. Sein massiger Körper, der das eiskalte Wasser mühelos durchschnitt, war ein unvergesslicher Anblick. Von unserer Position aus hatten wir den perfekten Blick: der eine Bär hoch oben, der andere schwimmend darunter.

Zurück an Bord schmeckte das Mittagessen umso besser, während die Eindrücke des Vormittags noch nachwirkten. Am Nachmittag fuhren wir nordwärts weiter, vorbei an monumentalen Eisbergen rund um Milne Land im Osten. Ihre schiere Größe und skulpturale Schönheit raubten uns den Atem. Später hielt Sven einen Vortrag über geomorphologische Phänomene und erklärte, wie Gletscher, Erosion und uralte vulkanische Aktivität diese gewaltige Landschaft geformt haben.

Der Tag endete mit purem Zauber. Nach dem Abendessen senkte sich die Sonne langsam und tauchte die Eisberge in goldenes und purpurnes Licht. Das spiegelglatte Wasser fing jede Farbnuance ein und verstärkte die Dramatik dieser arktischen Bühne. Wir beendeten den Tag voller Dankbarkeit und Begeisterung – im Wissen, Zeugen von Naturkunst in ihrer seltensten Form geworden zu sein.

Tag 9: Rypefjord & Harefjord

Rypefjord & Harefjord
Datum: 21.08.2025
Position: 70°58,5’N / 026°17,5’W
Wind: W4
Wetter: Klar
Lufttemperatur: +10

Wir begannen den Tag mit einer morgendlichen Anlandung im Rypefjord – bei ruhigen, warmen Bedingungen und einem endlos blauen Himmel.

Wieder einmal war das Wetter auf unserer Seite, und die Landschaft leuchtete im Spätsommerlicht.

Die Wanderer brachen in alle Richtungen auf – mit Optionen für mittlere, lange und – als Besonderheit des Tages – eine Tageswanderung, die über Land vom Rypefjord zum Nachmittagslandeplatz im Harefjord führte.

Diese ganztägige Durchquerung bot ein unglaubliches Erlebnis: Wandern durch unberührte arktische Landschaft, wobei die Gruppe feine Veränderungen in Geologie und Vegetation beobachten konnte – von Fjord zu Fjord.

Währenddessen genossen diejenigen, die an Bord blieben, eine beeindruckende Fahrt rund um die Landzunge.

Die Aussichten vom Schiff waren unvergleichlich: steile Klippen, dramatische Felswände und eine Stille, die jede einzelne Wasserbewegung bedeutungsvoll wirken ließ.

Am Nachmittag trafen wir uns im Harefjord wieder, wo die Tundra in herbstlichen Farben erstrahlte – tiefes Rot, goldgelbe Farbtöne und rostfarbenes Moos, vor einer Kulisse aus riesigen Eisbergen, die in der Bucht festsaßen.

Der Kontrast war fast surreal: warme, erdige Töne an Land und glänzende, gefrorene Riesen knapp vor der Küste.

Als krönenden Abschluss konnten wir in der Ferne eine Gruppe Moschusochsen beim Grasen beobachten. Ihre zotteligen Silhouetten bewegten sich langsam über den Hang, perfekt im Licht des Nachmittags in Szene gesetzt.

Ein kraftvoller Moment, der uns daran erinnerte, wie wild und widerstandsfähig das Leben in dieser abgelegenen Region ist.

Es war ein Tag voller Bewegung, Verbindung und unvergesslicher Schönheit – mit der Überquerung von einem Fjord zum anderen, zu Fuß oder auf dem Wasser, unter einem Himmel, der wirkte, als sei er nur für uns gemalt worden.

Tag 10: Bear Islands & Sydkap

Bear Islands & Sydkap
Datum: 22.08.2025
Position: 70°54,4’N / 026°56,0’W
Wind: W1
Wetter: Klar
Lufttemperatur: +7

Der heutige Expeditionstag begann bei den Bäreninseln (Nannut Qeqertaat) wo ein Eisbär während der von Carl Ryder geleiteten Ostgrönland Expedition (1891-92) geschossen wurde. Die unterschiedlich großen und hohen Inseln der Gruppe wurden sehr kreativ I – XI benannt. Majestätische Berge boten eine szenische und eindrückliche Kulisse für einzigartige Fotos. Vor allem die spitzige Bergspitze des Grundvigskirken, dessen senkrechte Wände aus kristallinem Fels 1977 m senkrecht in den Himmel ragten. Ihre außergewöhnliche Form erinnerte frühere Besucher an die Bauweise der Grundvigskirche in Kopenhagen.

Kurz nach dem Frühstück verließen zehn Zodiacs die Gangway um direkt zu diversen Eisbergen zu fahren. Ihre Oberflächen funkelten und glänzten in der Morgensonne und kreierten vielfältige Skulpturen aus Eis, die nur die Natur erschaffen kann. Langsam glitten wir durch das ruhige Wasser und erhielten genügend Zeit, um die vielfältigen Gesichter der Eisberge aus unterschiedlichsten Perspektiven anzuschauen und zu fotografieren. Die Giganten brachen höchstwahrscheinlich im hohen Norden Ostgrönlands ab und wurden mit der südlich fließenden Meeresströmung in den Scoresbysund getrieben.

Obwohl es wenige Wildtiere gab, entdeckten wir doch ein paar Robben und eine Eiderente mit einem größeren Küken. Die Inseln bestanden vor allem aus nacktem Felsen. Einige grünliche Flächen wiesen darauf hin, dass die ersten Pionierpflanzen auch hier dem harschen Klima der Arktis trotzten und heranwuchsen. Wir genossen die langsame Zodiacfahrt ungemein und nahmen die Schönheit der Bäreninseln in uns auf.

Zurück an Bord teilten wir unsere Erlebnisse und Gefühle und schauten die zahlreichen Fotos auf den Bildschirmen an. Eindrücklich zu sehen, wie vielfältig und kreativ die gleichen Orte eingefangen wurden. Während die Plancius langsam Richtung Norden fuhr, glitten weitere Eisberge unterschiedlichster Formen, Farben und Größen an den Fenstern vorbei. Es fühlte sich fast surreal an.

Nach einer entspannenden Pause landeten wir auf Sydkap wo wir als erstes die erstaunlich gut erhaltenen Reste mehrerer Winterhäuser des Thulevolkes besuchten. Frigga erklärte uns vor Ort wie die von Gras überwachsenen Erhebungen und Vertiefungen zu lesen sind.

Während der folgenden Wanderung durch die grüne und sumpfige Tundra stießen wir auf einen See, wo ein Sterntaucher bei seinem Küken landete. Leider verfütterte er während unserer Beobachtungszeit nicht den mitgebrachten Fisch. Von einem erhöhten Aussichtspunkt hatten wir einen großartigen Ausblick über die Hall Bredning, ein großer weiter Teil des Scoresby Sund. Hier trieben Hunderte größerer und kleinerer Eisberge im ruhigen Wasser. Viele sind auf dem untiefen Meeresgrund steckengeblieben und werden wohl noch längere Zeit, zum Teil sogar während Jahren hier sein.

Die Langwanderer hatten unterdessen sogar noch größere Höhen erreicht und sind sogar Moschuchsochsen begegnet. Die Strandläufer ihrerseits entdeckten nah beim Wasser nicht nur schöne Steine, sondern auch eine spezielle Pflanze. Die sternförmige Anordnung der dicken Blätter haben der Rosenwurz (Rhodiola rosea) wohl ihren Namen gegeben. Jetzt im Herbst beginnen sich die grünen Blätter in verschiedensten Rosarottönen zu verfärben und bieten schöne Motive für die Pflanzenfotograf:innen unter uns.

Bevor wir zurück an Bord gebracht wurden, rannten doch tatsächlich noch einige Unerschütterliche, wenn auch nur kurz, ins kalte Arktiswasser. Herzliche Gratulation euch Mutigen für die gelungene Polar Plunge.

Ein weiterer einzigartiger Tag ging nach dem Abendessen in der Lounge zu Ende. Währenddessen fuhr die Plancius langsam durch die noch hell bleibende Nacht, um uns zur morgigen Landestelle zu bringen.

Tag 11: Ittoqqotoormiit & Hurry Inlet

Ittoqqotoormiit & Hurry Inlet
Datum: 23.08.2025
Position: 70°43.6’N / 024°21.1’W
Wind: E1
Wetter: Teilweise bewölkt
Lufttemperatur: +6

Der Morgen war wunderschön, als wir aufwachten und die erste Siedlung unserer Reise seit dem Verlassen von Longyearbyen auf Spitzbergen sahen.

Auf einem felsigen, aber sanften Hügel vor uns lag die Siedlung Ittoqqortoormiit. Diese abgelegene Ortschaft ist die nördlichste Siedlung an der Ostküste Grönlands und besteht aus zahlreichen bunten Häusern.

Nach dem Frühstück wurden wir mit Zodiacs zum kleinen Hafen gebracht. Nach unserer Ankunft konnten wir uns frei im Ort bewegen und trafen Einheimische im Gemeinschaftszentrum, wo wir sogar Moschusochsenfleisch probieren durften.

Außerdem lud uns eine einheimische Familie zu Kaffee und Kuchen in ihr Haus ein – ein herzliches Willkommen.

Um 10 Uhr nahmen viele von uns an dem täglichen Start eines Wetterballons teil. Um 11 Uhr folgte das Füttern der Schlittenhunde, wobei einige auch mit den Husky-Welpen kuschelten.

Ansonsten war es ein entspannter Morgen, mit Einheimischen, die auf Quads durch den Ort fuhren. Einige besichtigten auch die kleine Kirche des Dorfes.

Gegen Mittag hieß es Abschied nehmen von der Siedlung – unser nächstes Ziel war der Hurry Inlet.

Zunächst sah es wegen des Nebelvorhangs im Fjord nicht gut aus, doch glücklicherweise war unser Anlandungsort frei von Nebel und tiefen Wolken.

Auf dem Weg zum Ufer sahen wir bereits den Sandstrand, gefolgt von einer hügeligen Landschaft.

  • Die Langwanderer gingen tief ins Hinterland und hatten das Glück, zwei Polarfüchse zu entdecken.
  • Die Mittelwanderer durchquerten eine Landschaft mit Mooren und großen Felsblöcken.
  • Die gemütliche Gruppe blieb hauptsächlich entlang der Küste und sammelte dabei eine Menge Müll vom Strand auf.

Am Ende lagen viele lieber auf dem Boden als zu gehen – vor lauter Begeisterung, mit Ursulas Lupen die kleinen Pflanzen und Moose am Boden zu erkunden.

Nach diesem langen und ereignisreichen Tag waren alle bereit, zur Plancius zurückzukehren, um ein gutes Abendessen und etwas wohlverdiente Ruhe zu genießen.

Während wir zu Abend aßen, nahm unser Schiff Kurs auf unser nächstes Ziel am Morgen : den Rømerfjord.

Tag 12: Rømerfjord

Rømerfjord
Datum: 24.08.2025
Position: 69°48.0’N, 022°00.6’W
Wind: NE2
Wetter: Bedeckt
Lufttemperatur: +2

Heute Morgen wurden wir von unserer Expeditionsleiterin Pippa geweckt, denn wir waren in den Rømerfjord eingefahren – ein Fjordsystem südlich des Scoresby Sund. Der Tag war bedeckt und es wehte ein leichter Wind, doch das hielt unser Expeditionsteam nicht davon ab, früh mit vier Zodiacs auszurücken, um den Fjord nach Eisbären abzusuchen.

Und tatsächlich: Sie entdeckten eine Eisbärenmutter mit ihrem Jungtier an einem Hang! Pippa entschied daraufhin, den Tag mit einem Zodiac-Cruise zu beginnen, damit alle Gäste die Bären sehen konnten. Nachdem wir alle in die Zodiacs eingestiegen waren, fuhren wir zur Stelle, an der die Tiere gesichtet worden waren. Wir konnten beobachten, wie die beiden langsam den Hang hinaufkletterten und schließlich in der Ferne verschwanden. Was für ein unglaublicher Start in den Tag! Wir hatten auf dieser Reise bereits so viele Eisbären in Grönland gesehen – ein echtes Privileg.

Im Anschluss setzten wir unseren Cruise fort und fuhren bis ans Ende des Fjords, wo wir einen Gletscher bestaunen konnten. Danach entschied Pippa, eine kurze Perimeter-Anlandung an einer Stelle mit heißen Quellen durchzuführen. Die Guides sicherten das Gebiet ab, sodass wir uns frei bewegen und die Umgebung erkunden konnten: beeindruckende Felsformationen, teilweise bestehend aus basaltischen Strukturen, dampfende Quellen und eine für diese Region interessante Vegetation. Dieser Ort wird von der lokalen Bevölkerung als Jagdplatz genutzt, was man an den vielen Knochenfunden rund um die Anlandestelle erkennen konnte.

Zurück an Bord der Plancius erwartete uns ein köstliches Mittagessen. Den Nachmittag verbrachten wir mit der Weiterfahrt Richtung Süden, da noch eine längere Strecke vor uns lag, um das Programm des nächsten Tages zu erreichen. Das Meer war etwas unruhig, daher hielten wir uns größtenteils unter Deck auf und lauschten spannenden Vorträgen, bis es Zeit war für das tägliche Recap – gefolgt von unserem Abendessen.

Ein weiterer fantastischer und abenteuerlicher Tag auf unserer Reise durch Ostgrönland!

Tag 13: Nansen Fjord

Nansen Fjord
Datum: 25.08.2025
Position: 68°21.1’N, 027°59.7’W
Wind: NE5
Wetter: Regen
Lufttemperatur: +4

Unser Tag begann in mystischer Stille. Am frühen Morgen lag dichter Nebel über dem Nansen Fjord und hüllte die Landschaft in eine beinahe surreale Atmosphäre. Der Fjord, benannt nach dem legendären norwegischen Polarforscher Fridtjof Nansen – Wissenschaftler, Diplomat und Pionier der Arktisforschung – wird von steilen, schroffen Bergen flankiert, die abrupt aus dem Meer emporragen. Als sich die Plancius langsam weiter in den Fjord vorarbeitete, begann sich der Nebel zu lichten – und offenbarte eine dramatische Kulisse aus hoch aufragenden Gipfeln, Gletschertälern und treibendem Meereis.

Dann kam der Moment, den wir so schnell nicht vergessen werden. Kurz vor dem Frühstück entdeckten wir einen Eisbären auf dem Eis. Ruhig und majestätisch lag er auf einer Scholle und schien unsere Anwesenheit kaum zu bemerken. Ganze zweieinhalb Stunden lang konnten wir ihn beobachten – ein stilles Staunen lag über dem Schiff, während der ikonische Räuber sich dehnte, sich langsam bewegte und hin und wieder in unsere Richtung blickte. Die Lichtverhältnisse waren traumhaft – diffuses Sonnenlicht drang durch den Nebel und tauchte die Szene in ein fast schon magisches Licht.

Gegen späten Vormittag verließen wir den Fjord. Der Nebel riss weiter auf und gab den Blick frei auf die gewaltigen Berge und die Gletscherzungen – ein überwältigendes Schauspiel aus Licht, Eis und Stein.

Später, als wir weiter südlich in offenerem Wasser fuhren, wurden wir während des Mittagessens erneut überrascht: Orcas! Ein ganzer Trupp dieser majestätischen Tiere tauchte neben dem Schiff auf. Ihre schwarzen Rückenflossen durchbrachen die Wasseroberfläche in eleganter Ruhe, während sie an uns vorbeizogen. Es war ein zutiefst bewegender Anblick.

Den krönenden Abschluss bildete am Nachmittag ein Vortrag von Ursula über die Ökologie der arktischen Wale – besonders eindrucksvoll nach einem Tag, an dem wir gleich zwei Spitzenräuber der Arktis in freier Wildbahn erleben durften: den Eisbären und die Orcas.

Was für ein Tag – einer jener besonderen Tage, die uns daran erinnern, warum wir diesen abgelegenen Winkel der Welt bereisen.

Tag 14: Tasiilaq

Tasiilaq
Datum: 26.08.2025
Position: 66°17.8’N / 034°07.6’W
Wind: NE2
Wetter: Bedeckt
Lufttemperatur: +5

Heute verbrachten wir den Vormittag mit der Schiffspassage in Richtung Tasiilaq. Wir fuhren in die wunderschöne, geschützte Bucht ein, die für ihr ruhiges Wasser bekannt ist – daher stammt auch der Name Tasiilaq, was auf Grönländisch „wie ein See“ bedeutet.

Gegen 11 Uhr gingen wir an Land, wo uns Pippa am Pier von Tasiilaq herzlich begrüßte. Von dort aus gab es viele verschiedene Möglichkeiten, die Stadt zu erkunden. Einige von uns gingen direkt zum örtlichen Museum, das in einem kleinen Gebäude untergebracht war, das wie eine Kirche aussah und auf dem ersten Hügel lag. Dort konnten wir in die Geschichte von Tasiilaq eintauchen und alte Jagdwerkzeuge, sowie Narwal- und Walross-Stoßzähne bestaunen. Es gab auch einen kleinen Souvenirladen, in dem einige von uns Postkarten, grönländischen Schmuck oder sogar den typischen Tupilak kauften.

Das Wetter war bedeckt und ab und zu gab es leichten Regen, aber trotzdem war es sehr angenehm, durch den Ort zu spazieren und einen Eindruck vom alltäglichen Leben in einer grönländischen Kleinstadt zu bekommen.

Wir konnten das Gemeindezentrum, den Supermarkt – der scheinbar ein zentraler Treffpunkt ist – sowie die Schule und den Kindergarten besuchen. Einige kehrten zwischendurch zum Schiff zurück, um sich am Nachmittag mit herzhaften Snacks zu stärken, doch die meisten von uns kamen rechtzeitig wieder nach Tasiilaq zurück, um das kulturelle Event um 17 Uhr im Gemeindezentrum mitzuerleben. Dort wurden wir von der lokalen Gemeinschaft herzlich empfangen und erlebten eine beeindruckende Darbietung des örtlichen Chores, sowie Trommelmusik und traditionellen Tanz.

Einige von uns besuchten im Laufe des Tages auch das Hundezwinger-Gelände, wo wir die grönländischen Schlittenhunde sehen konnten – darunter auch viele Welpen, die am liebsten alle mit an Bord genommen worden wären.

Nach dem kulturellen Programm kehrten wir alle zurück zur Plancius, wo unser tägliches Recap und ein leckeres Abendessen auf uns warteten.

Tag 15: Umiivik & Nansen Bugt

Umiivik & Nansen Bugt
Datum: 27.08.2025
Position: 64°38.1’N / 039°10.9’W
Wind: W2
Wetter: Regen
Lufttemperatur: +6

Heute war kein gewöhnlicher Expeditionstag – heute stand ein historisches Ziel auf dem Programm: Wir wollten buchstäblich in die Fußstapfen des legendären norwegischen Polarforschers Fridtjof Nansen treten, dessen waghalsige Überquerung des grönländischen Inlandeises im Jahr 1888 ein Meilenstein der Polargeschichte wurde.

Am Morgen fuhren wir in die Nansen-Bucht ein – benannt nach Nansen selbst – gelegen an der zerklüfteten Südostküste Grönlands. Bei strahlendem Sonnenschein und ruhiger See rief uns das Expeditionsteam zu einem Zodiac-Cruise entlang der Gletscherkante.

Schon kurz nach dem Ablegen entdeckte das Team einen Zwergwal, der sich elegant durch das kalte Wasser bewegte. Wir hielten an und beobachteten ihn eine Weile – ein beeindruckender Moment. Danach fuhren wir weiter durch ein Labyrinth aus riesigen Eisbergen in Richtung der Gletscherfront des Storstrømmen-Gletschers, einem der Hauptabflüsse des Inlandeises in die Nansen-Bucht.

Nach dem Mittagessen wartete der zweite Teil des Tages auf uns. Zwei Landungen waren geplant. Zuerst setzten wir an einem Ort an Land, wo wir das grönländische Inlandeis berühren konnten – eine uralte, kilometerdicke Eisschicht, die rund 80 % der Insel bedeckt. Es war ein bewegender Moment, direkt am Rand dieser endlosen Eiswüste zu stehen.

Die zweite Anlandung war von besonderer historischer Bedeutung: In Umiivik, einer abgelegenen Bucht, begann Nansen mit fünf Gefährten seine legendäre Eisdurchquerung. Zwischen den Landgängen hielt George einen spannenden Vortrag über die Expedition – über die Vorbereitung, den Mut und die Entbehrungen, die mit dieser ersten Ost-West-Durchquerung Grönlands verbunden waren.

Beide Anlandungen boten fantastische Ausblicke in die umgebenden Fjorde und Gletscherlandschaften.

Am Abend versammelten wir uns in der Lounge zum täglichen Rückblick. Beim Abendessen tauschten wir Eindrücke aus – über Nansen, das Eis und ein Stück Polargeschichte, das wir heute hautnah erleben durften.

Tag 16: Skjoldungen Fjord& Dronning Marie Dal

Skjoldungen Fjord& Dronning Marie Dal
Datum: 28.08.2025
Position: 63°44.7’N / 039°56.1’W
Wind: N6
Wetter: Bedeckt
Lufttemperatur: +5

An diesem Morgen genossen wir den seltenen Luxus, ausschlafen zu können – ein wahrer Genuss auf einer Expeditionskreuzfahrt. Die Stille der frühen Stunden wurde sanft von der fröhlichen Stimme unserer Expeditionsleiterin Pippa durchbrochen, die uns zum Start in den Tag aufrief. Ausgeruht verließen wir unsere Kabinen und traten hinaus, um die majestätischen Fjorde von Skjoldungen zu bestaunen.

Skjoldungen, eine unbewohnte Insel vor der Südostküste Grönlands, entfaltete sich vor uns in einem Panorama aus hängenden Gletschern und gezackten Gipfeln. Diese steilen Fjorde wurden über Jahrtausende hinweg vom sich zurückziehenden Eis geformt und bilden heute eine dramatische Kulisse, in der sich die rohe Kraft und die Eleganz der Natur begegnen. Das Wasser war spiegelglatt und reflektierte die schneebedeckten Klippen wie ein perfekter Spiegel. Den gesamten Vormittag verbrachten wir an Deck, staunend über die Landschaft, mit klickenden Kameras und Ferngläsern, die jede Rinne und jeden Grat absuchten.Nach einem kräftigenden Mittagessen und einer kurzen Tagesbesprechung machten wir uns bereit für eine Wanderung im Gebiet von Dronning Marie Dal, einem abgelegenen Tal an der nordwestlichen Spitze der Insel Skjoldungen. Es war ein herrliches Gefühl, wieder auf der Tundra zu laufen – der federnde Moosboden, verstreute Wildblumen und uralte Felsen unter unseren Stiefeln. Viele von uns entdeckten den herben, erdigen Geschmack von Krähenbeeren, die man ganz leicht von den niedrigen Sträuchern pflücken konnte. Eine echte arktische Köstlichkeit!

Später, während unseres täglichen Rückblicks, als wir gemütlich die Eindrücke des Tages Revue passieren ließen, wurden wir plötzlich unterbrochen – nicht durch Funkstörungen, sondern durch Pippas aufgeregte Durchsage. Der Kapitän hatte etwas Außergewöhnliches entdeckt. Wir eilten auf das Außendeck und kamen gerade rechtzeitig, um eine Eisbärenmutter mit ihren zwei Jungen zu sehen, wie sie sich einen steilen Hang hinaufbewegte. Vor der kargen Kulisse leuchtete ihr cremefarbenes Fell im Kontrast zu den Felsen. Es war ein Moment stillen Staunens und ungezähmter Wildnis – eine seltene und ehrfurchtgebietende Begegnung.

Diese Sichtung war ein spektakulärer Abschluss eines wahrhaft unvergesslichen Tages in Grönland.

Tag 17: Timmiarmiit Ø

Timmiarmiit Ø
Datum: 29.08.2025
Position: 62°49.5’N / 041°14.9’W
Wind: N3
Wetter: Bedeckt
Lufttemperatur: +1

An diesem Tag wurden wir erneut mit wunderschönem Wetter beschenkt – blauer Himmel über Timmiarmiit Ø, einer zerklüfteten Inselgruppe an der abgelegenen Südostküste Grönlands. Wie so oft in dieser wilden Umgebung wussten wir am Morgen noch nicht genau, was uns erwarten würde. Doch bald holte uns das Expeditionsteam ab – und es stellte sich heraus, dass uns eine spannende Kombination aus Anlandung und Zodiac-Cruise bevorstand.

Zunächst landeten wir auf einer der Inseln, wo wir die Überreste der Thule-Kultur besichtigten. Die Thule waren die direkten Vorfahren der heutigen Inuit und lebten zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert in der Arktis. Sie waren Meister im Überleben unter extremen Bedingungen – mit raffiniertem Werkzeug, Booten wie dem Kajak und einer engen Verbindung zur Natur. Die noch sichtbaren Steinfundamente und alten Siedlungsspuren boten einen faszinierenden Blick in diese längst vergangene Welt.

Im Anschluss fuhren wir mit den Zodiacs weiter – hinein in eine abenteuerliche Eislandschaft, voller schimmernder Eisberge und knirschender Eisschollen. Die Ruhe, die das Eis ausstrahlte, wurde nur vom leisen Knacken unter den Booten begleitet – ein fast meditativer Moment.

Doch der wahre krönende Abschluss kam beim Auslaufen aus der Bucht: Ganz ruhig und majestätisch zogen drei Buckelwale zwischen den Eisbrocken dahin. Es war ein stiller, fast ehrfürchtiger Moment, den alle an Deck genossen.

Nach dem Mittagessen an Bord hielt Pippa einen informativen Vortrag über den Walfang in der Arktis – ein Thema, das Vergangenheit und Gegenwart verbindet. Sie sprach über die Geschichte der kommerziellen Jagd und die Rolle, die Wale heute in Ökosystemen und Kulturen spielen.

Und als hätte der Tag noch nicht genug geboten, entdeckte das Team kurz darauf eine große Gruppe Grindwale in der Nähe der Plancius. Diese sozialen Tiere schwammen neugierig um unser Schiff und schenkten uns unvergessliche Beobachtungsmomente.

Am Abend trafen wir uns zur täglichen Zusammenfassung in der Lounge, bevor wir den Tag bei einem warmen Abendessen ausklingen ließen – dankbar für die Naturwunder, die uns dieser Tag in Grönland geschenkt hatte.

Und zum Erstaunen aller gab es auch noch nachts eine Überraschung: die heiss ersehnten Nordlichter liessen sich beobachten und sorgten für viele von uns für eine kurze Nacht!

Tag 18: Prins Christian Sund & Herjolfsnes

Prins Christian Sund & Herjolfsnes
Datum: 30.08.2025
Position: 60°54.7'N / 042°06.6'W
Wind: W2
Wetter: Klar
Lufttemperatur: +8

Auch der Prins Christian Sund war für die Plancius ein völlig neues Gebiet. Der Kapitän fuhr also im Morgengrauen in den langen, schmalen Fjord ein, um die Navigationsinstrumente der Brücke mit der unschätzbar wertvollen Kraft des Sehvermögens zu ergänzen. Und mal ehrlich: Wer möchte schon einen neuen Ort erkunden, ohne etwas sehen zu können? Vor uns lag eine 100 km lange Schifffahrt mit hoch aufragenden Bergen aus Granit, die von endlosen Gletschern zu einladenden Felskämmen geschliffen wurden. An seiner schmalsten Stelle war der Sund 500 m breit und blickte gleichzeitig aus rund 1300 m Höhe auf uns herab. Weit davon entfernt, geradeaus zu segeln, mussten die Offiziere einige überraschend scharfe Kurven bewältigen, hinter denen sich jeweils ein hängender Gletscher, große Bartrobben, die auf kleinen Eisschollen ein Sonnenbad nahmen, eine bisher unbekannte Vogelart … oder alles zusammen verbergen konnte. Als die Sonne aufging, entdeckten wir Navigationszeichen, hier und da ein paar Jagdhütten, ein kleines Segelboot, das mit der gleichen Geschwindigkeit und in die gleiche Richtung fuhr wie wir. Nach all den Tagen an der dünn besiedelten Ostküste näherten wir uns eindeutig der belebteren Westküste. Nach einer letzten Biegung um die winzige Insel Nunarssuaq erhaschten wir einen ersten Blick auf die Labradorsee.

Während des Mittagessens kam die moderne Siedlung Frederiksdal in Sicht, aber das Ziel unserer nachmittäglichen Landung lag auf der anderen Seite der Bucht im Westen. Die Sehenswürdigkeiten von Herjolfsnes (Ikigait) waren die Ruinen einer frühen nordischen Siedlung, die im späten 10. Jahrhundert von Herjolf Bardsson gegründet wurde. Man nimmt an, dass sie etwa 500 Jahre bestand. Wir konnten die ehemalige Kirche und den Kirchhof deutlich erkennen, die an der Westküste dem Meer zum Opfer fielen. Auch die Ruinen der großen Langhäuser konnten wir schnell ausmachen, bevor wir zu unseren verschiedenen Wanderungen aufbrachen.

Die unerwartete Hitze und die unzähligen Fliegen machten uns zu schaffen, als wir das üppig bewachsene Tal durchquerten. Umso dankbarer waren wir für den starken, wenn auch etwas kühlen Wind auf den Felsen entlang der Küste, der die Insekten vertrieb. Zumindest für kurze Zeit.

Tag 19: Alluitsoq & Unnartoq

Alluitsoq & Unnartoq
Datum: 31.08.2025
Position: 60°03.6'N / 045°12.7'W
Wind: SE2
Wetter: Nebel
Lufttemperatur: +5

Eine kleine Handvoll Menschen war auf den Beinen, als die Sonne hinter der den Fjord umrahmenden Bergkette aufstieg und leuchtende Farben an den ansonsten dunklen Himmel malte. Vor Plancius schienen ein paar elektrische Lichter, und wir fragten uns, ob dies bereits Lichtenau (Alluitsoq) war, von dem man uns gesagt hatte, es könne völlig verlassen sein. Wir fuhren an den Lichtern vorbei. Es war noch nicht Alluitsoq.

Als wir in dem wunderschönen Naturhafen am Fuße eines ausgesprochen grünen Hangs mit Gebäuden in unterschiedlichem Verfallsgrad landeten, waren wir allein. Die ursprüngliche deutsche Mission, die 1774 von einem mährischen Missionar und fünf Familien gegründet wurde, war zeitweise die größte permanente Siedlung Grönlands und spielte eine zentrale Rolle bei der Kolonisierung Grönlands. Im Jahr 1900 wurde die Mission der Dänischen Lutherischen Kirche übergeben, und der Ort verlor allmählich an Bedeutung, bis die Bevölkerung in den 1990er Jahren ermutigt wurde, sich anderswo niederzulassen. Der letzte seiner ständigen Bewohner starb 2022. Er ist auf dem örtlichen Friedhof begraben. Auf drei verschiedenen Wanderungen erkundeten wir die materiellen Überreste einer langen, bewegten Menschheitsgeschichte und genossen gleichzeitig die Stille, die die Gegend heute ausstrahlt.

Nach dem Mittagessen und einer kurzen Weiterfahrt veränderte sich die Landschaft erneut: vom üppigen, etwas schwer begehbaren Hang zur offeneren Tundra bei Unnatoq – dem „heißen Ort“ –, dem Ort hydrothermaler Aktivität und heißer Quellen. Bei der Ankunft im Fjord entdeckten wir zwei Adler. Nachdem wir uns auf die üblichen drei Wanderungen aufgeteilt hatten, hatten einige von uns das Glück, die beeindruckenden Greifvögel im Flug besser beobachten zu können. Auf allen drei Wanderungen hatten wir die Gelegenheit, an den angenehm temperierten heißen Quellen vorbeizukommen und ausgiebig im Pool oder zumindest am Rand zu entspannen. Ob wir nun im Wasser waren oder nicht, die Hotelleitung hatte vorausgedacht, heiße Schokolade zum Mitnehmen an Land vorbereitet und alle, die wollten, zusätzlich mit Baileys und Schlagsahne verwöhnt. Währenddessen zogen große Eisberge langsam aus dem Fjord und sorgten für das besondere Detail auf den Fotos des fröhlichen Ereignisses.

Wir spürten die ersten Regentropfen am Ufer und das Wetter verschlechterte sich deutlich. Trotzdem ging die Ausgelassenheit auf dem Achterdeck weiter, wo die Kombüse und die Stewards wieder einmal ein Barbecue vorbereitet hatten. Die Tanzbegeisterten unter uns konnten es kaum erwarten, bis die ersten Tische von ihren Tanzflächen geräumt wurden.

Tag 20: Itilleq & Igaliku & Qassiarsuk- Brattahlíð

Itilleq & Igaliku & Qassiarsuk- Brattahlíð
Datum: 01.09.2025
Position: 60°34.8'N / 046°27.4'W
Wind: SE2
Wetter: Nebel
Lufttemperatur: +5

Regen! Wenn man unseren Morgen mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es Regen. Pippa hatte ihn in ihrer gestrigen Zusammenfassung vorhergesagt, aber nach dem guten Wetter, das wir die ganze Reise hatten, wollten wir es nicht so recht glauben. Der anfängliche leichte Nieselregen wurde immer stärker, als diejenigen, die von unserem Anlegeplatz unterhalb der Rinder- und Schaffarm von Itilleq zu Fuß unterwegs waren, den 3,8 km langen Königsweg (so genannt nach dem Besuch des dänischen Königs in den 1950er Jahren) Richtung Ikaliku entlanggingen. Nicht alle blieben trocken oder warm, aber das schlechte Wetter konnte unsere Stimmung nicht trüben.

Die Attraktion von Igaliku sind die Ruinen von Gardar, dem ehemaligen Sitz des nordischen Bistums und Standort der ersten christlichen Kathedrale Grönlands aus dem frühen 12. Jahrhundert. Ein einheimischer Führer namens Bent – ebenfalls nicht vom unerbittlichen Regen abschreckbar – begleitete uns auf dem Spaziergang über die Landzunge und führte uns durch die wunderschöne moderne Kirche (glücklicherweise von innen), das ursprüngliche Haus und die Gräber der Gründer der heutigen Siedlung und natürlich durch die archäologischen Ausgrabungen des alten Bistums und der Kathedrale. Als er den Kuhstall erreichte – groß, weil er zur Schau gestellt werden sollte –, schlug Pippa vor, schnell zur Plancius zurückzukehren, um zu trocknen und sich aufzuwärmen. Es war großartig, diesen Teil der Kujataa-Kulturlandschaft, einem UNESCO-Weltkulturerbe, zu erleben, aber es war auch herrlich, wieder an Bord ein heißes Getränk zu haben.

Es gab kaum trockene Stellen auf unseren äußeren Granaten, als am Nachmittag das nächste Abenteuer auf uns wartete. Wenig überraschend blieben einige lieber in der gemütlichen Lounge in der Nähe der Kaffeemaschine, aber die Mehrheit genoss ihren Spaziergang durch die Siedlung Qassiarsuk sehr. Auch dies ist ein Ort von globaler historischer Bedeutung und ebenfalls Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Am sogenannten Brattahlid, altnordisch für „steiler Hang“, gründete Erik der Rote seinen Hof und seine Frau Thjodhild konvertierte zum Christentum. Rekonstruktionen eines nordischen Langhauses und Thøjdhilds Kirche aus dem Jahr 1000 n. Chr. können besichtigt werden. Da der Regen etwas nachgelassen hatte – oder wir uns vielleicht einfach nur daran gewöhnt hatten – hatten wir auch Zeit, die originalen Steinruinen zu erkunden oder zur Statue von Leif Erikson zu gehen, die natürlich Richtung Ostküste blickt. Das kleine Café mit Souvenirladen war geöffnet und bot uns eine willkommene Gelegenheit, an unserem letzten vollen Reisetag ein passendes Andenken zu erwerben.

Anschließend besuchten wir das Otto-Frederiksen-Museum, benannt nach einem lokalen Historiker, der das Wissen über das Leben der Nordmänner und Inuit in dieser Region bewahrte. Die Ausstellung gab uns einen tieferen Einblick in die kulturelle Geschichte des Ortes.

Zurück an Bord der Plancius gaben wir unsere geliebten Muck Stiefel ab, versammelten uns zum Captain’s Farewell, und genossen unser letztes serviertes Abendessen an Bord.

Was für eine Reise!

Tag 21: Abschied – Der letzte Tag an Bord der Plancius, Narsarsuaq

Abschied – Der letzte Tag an Bord der Plancius, Narsarsuaq
Datum: 02.09.2025
Position: 60°57.6’N / 045°39.7’W
Wind: SE2
Wetter: Klar
Lufttemperatur: +3

Wir wurden ein letztes Mal von Pippas vertrauter Stimme über die Lautsprecher geweckt – eine Stimme, die in den vergangenen drei Wochen zum täglichen Begleiter geworden war. Unsere Koffer standen bereits vor den Kabinentüren bereit und wurden vom Expeditionsteam zum Pier gebracht. Beim letzten Frühstück an Bord lag eine besondere Stimmung in der Luft – still, nachdenklich, ein wenig wehmütig.

Wir verabschiedeten uns herzlich vom Serviceteam im Speisesaal, das uns Tag für Tag mit einem Lächeln empfangen hatte, und begaben uns zur Gangway. Die Plancius, unser Zuhause auf See für unglaubliche 21 Tage, zum letzten Mal zu verlassen, war ein seltsames Gefühl. Dieses Schiff hatte uns sicher durch einige der entlegensten und beeindruckendsten Regionen unseres Planeten geführt. Und nun hieß es Abschied nehmen – nicht nur vom Schiff, sondern auch von den Freundschaften, die unterwegs entstanden waren.

Wie soll man all das in Worte fassen, was wir erlebt haben? Die unendlichen Eislandschaften, steilen Klippen, das tiefe Schweigen der Arktis. Wale, Gletscher, geologische Wunder – Momente, die sich tief in unser Gedächtnis eingebrannt haben. Wir hatten das seltene Privileg, an den Rand der Welt zu reisen, dorthin, wo die Natur noch wild und unverfälscht ist.

Vielleicht bringt es ein Zitat von Sir David Attenborough auf den Punkt:

„Mir scheint, die Natur ist die größte Quelle der Aufregung; die größte Quelle visueller Schönheit; die größte Quelle intellektuellen Interesses. Sie ist die größte Quelle für so vieles im Leben, das das Leben lebenswert macht.“

Als wir schließlich an Land gingen und ein letztes Mal zurückblickten, verließen wir nicht einfach nur ein Schiff. Wir verabschiedeten uns von einem Kapitel unseres Lebens, das nun zu Ende war – aber unvergesslich bleiben wird.

Einzelheiten

Reisecode: PLA11-25
Daten: 13 Aug - 2 Sep, 2025
Dauer: 20 Nächte
Schiff: MS Plancius
Einschiffung: Longyearbyen
Ausschiffung: Narsarsuaq

Waren Sie auf dieser Reise?

An Bord von MS Plancius

Unser ältestes Schiff, die Plancius, ist eine klassische Wahl für einige unserer beliebtesten Polarreisen.

Mehr über die MS Plancius »
Loading